Jos Wersant, langjähriges Mitglied unseres Vereins und Ansprechpartner für Luxemburg, filmt schon seit mehreren Jahren Nachsuchen mit einer Action-Cam und veröffentlicht diese unter „Nachsuche Luxemburg“ auf YouTube und hat dort regelmäßig mehr als 30.000 Aufrufe.

 

 

 

 

 

 

Vor zwei Monaten ist nun die 22. Folge von „Nachsuche Luxemburg“ auf Youtube erschienen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
 
Wir haben Jos Wersant gebeten zu schildern wie er auf die Idee kam die Nachsuchen zu filmen und wie er dies umsetzt. 
 

Das hatte mehrere Gründe:

  1. Am Anfang wollte ich diese Momente eigentlich nur für mich festhalten, vielleicht mit Familie und Freunden teilen. Man hat zwar alles im Kopf, aber nach und nach vergisst man vieles. Es ist immer wieder interessant das eigene Nachsuchen in Ruhe anschauen zu können.  Jedes Mal fiebert man wieder mit, auch wenn man sie schon mehrfach angeschaut hat, verrückt, oder? Manchmal entdeckt man auch eigene Fehler oder ein Verhalten, das man besser machen kann, was einem während der Nachsuche nicht so bewusst ist (zu viel mit dem Hund quatschen, Leine aufwickeln und wieder lösen, Stöhn laute, Fluchen, usw.) Man kontrolliert also das eigene Verhalten und sieht wie man sich in extremen Situationen verhält, wie gefährlich nahe der Fangschuss am Hund war, wie man Probleme gelöst hat, und dergleichen. Vielleicht lernt man so auch den eigenen Hund noch besser „lesen“.
  1. Später dann wollte ich den Jägern vor Augen führen was sie mit ihren Kugeln am Wildkörper anrichten. Dass Jagen ist kein Sport, man schießt auf eine lebende Kreatur. Dies sollte man nur mit Vernunft und Bedacht tun, um dem Wild nicht mutwillig große Schmerzen zuzufügen. Ein schlechter Schuss kann jedem immer mal vorkommen, leider, wer hatte das noch nicht, aber: von vorn, von hinten, zu weit, zu dunkel, zu schnell, zu viel, usw. usw. da sollte man nicht schießen. Viele Jäger wissen nicht viel über das Nachsuchen, nur vom Hören sagen, waren noch nie mit dabei, höchstens mal am Anfang. Nach der ersten Dickung aber, oder dem ersten Steilen Hangaufwärts, sind sie dann weg. So können sie weder die Leistung des Gespanns noch das Leid des verletzten Wildes sehen, höchstens auf Fotos oder noch besser auf Filmen. Die großen Anstrengungen, die wir Nachsuchen Führer auf uns nehmen, die Risiken, denen wir uns und unseren Hunden aussetzen, um dem verletzten Wild viel Leiden zu ersparen, ist Vielen nicht so recht bewusst. Auf den Videos können sie mal ganz vorne mit dabei sein und erleben was da wirklich los ist. Den Gefahren denen Hundeführer und Hund ausgesetzt sind durch a) krankes wehrhaftes Wild, aber auch durch b) Straßen, Eisenbahnen, usw. bei einer Hatz. Dies führt vielleicht dazu, dass sie das Fehlschussrisiko geringer halten, also vielleicht öfters mal nicht schießen, und den Nachsuchen Führern und ihren Hunden den nötigen Respekt und Anerkennung zollen, die diese mit Sicherheit verdienen, auch wenn sie das kranke Wild nicht immer bekommen können.
  1. Außerdem wollte ich damit anderen Nachsuchen Führern so meine persönlichen Erfahrungen in der rauen Praxis mitteilen und zeigen. Vielleicht können sie das eine oder andere davon für sich gebrauchen. Die Videos sollten lehrreich uns spannend, nicht manipuliert oder gestellt sein, sondern Realität getreu. Die Hundearbeit sollte dabei so gut wie möglich zu sehen sein. Keine Effekthascherei oder dergleichen. Nur die nackten Tatsachen bei einer Nachsuche, mit original Ton und ohne Musik. Es sollte außerdem angehenden Nachsuchen Führern zeigen auf was sie sich da einlassen. Es ist in Mode gekommen sich einen Schweißhund zuzulegen und Nachsuchen zu machen, ohne die nötigen Kenntnisse von Jagd und Wildverhalten im Allgemeinen sowie der Schweißarbeit im Speziellen. Besonders die Ausbildung und Führen eines Schweißhundes erfordert sehr viel Fachkenntnisse und Erfahrung. Dazu kommt eine unerlässliche sehr gute Fitness nicht nur des Hundes, sondern auch des Hundeführers. Es heißt nicht umsonst: Schweißarbeit ist Fleißarbeit. Es ist Tierquälerei, wenn man dies alles nicht berücksichtigt und trotzdem nachsucht.                          Im Nachhinein erschwert dies Verhalten unsere Nachsuchen Arbeit später extrem.         Falsches Verhalten, falscher Ehrgeiz kostet das Wild viel Leiden und elendiges Verenden. Nachsuchen Arbeit ist, wie bereits gesagt, kein Spiel, Sport oder Wettkampf, es ist Ernst, es geht um Leiden, um Leben und Tot. Da sollte nicht rumgespielt werden. Wir erfahrenen Nachsuchen Führer sollten es angehenden Nachsuchen Führern ermöglichen sich uns anzuschließen und so die ganze Palette der Schweißarbeit richtig zu lernen.

Wie konnte ich das Herstellen von solchen Videos nun bewerkstelligen? Einen Kameramann mitnehmen geht nicht. Hat dieser immer kurzfristig Zeit, ist er fit. Wo soll der sich den postieren, man weiß ja nicht wo die Fährte hinführt, und meinen Rücken zu filmen bringt nichts, man soll ja die Arbeit des Hundes sehen. Bei einer Hatz wäre das außerdem sehr gefährlich. Wenn der auch noch durch die Dickung kriecht, um zu filmen, und ich soll den Fangschuss anbringen, dabei auf mich, den Hund und dann auch noch auf einen Kameramann irgendwo im Gestrüpp achten. Unmöglich.

Ich beschloss selbst zu filmen und legte mir eine Gopro-Cam zu. Die Befestigung mit Kopf Band auf Kappe oder Helm erwies sich am geeignetsten.

Es erfordert allerdings reichlich Übung bis das Filmen so gelingt, dass man das Filmmaterial auch gebrauchen kann. Die Kamera darf ja von der eigentlichen Nachsuchen Arbeit nicht ablenken, diese negativ beeinflussen. Auch wenn, insbesondere bei der Hatz, das Adrenalin sehr hoch ist, darf sich dies auf den Bildern nicht zu sehr wiederfinden, die Kam muss so ruhig wie möglich bleiben, sonst kann man sich das später nicht anschauen.

Sehr oft gelingt es nicht gutes Filmmaterial zu bekommen. Entweder ist die Nachsuche uninteressant, das Akku leer, die Speicherkarte voll, der Aufnahmewinkel durch Verrutschen schlecht, Regentropfen oder Schlamm vor der Linse, usw. oder man hat die Kam einfach mal nicht mit dabei.

Einige meiner besten Nachsuchen habe ich zwar im Kopf, aber leider nicht auf dem Film.

Z.B.: Wenn starke Sauen in Dickungen, Mais oder Elefantengras einen annehmen, und man sich seiner Haut erwehren muss, denkt man nicht mehr an’s Filmen.

Oder bei Nachsuchen auf starke Hirsche, wenn der Hund zur Hatz geschnallt ist.

Ich sehe meine Hunde noch vor mir Standlaut geben vor den Hirschen, die mit gesenktem Haupt sich die Hunde so vom Leib halten. Diese Bilder vergisst man nie, da denkt man nicht mehr an’s Filmen. Außerdem will man keine Zeit verlieren, denn wenn der Hirsch den Meschen mitbekommt und ausbricht, ergibt sich vielleicht keine zweite Möglichkeit mehr den Fangschuss anzubringen.

 

Inzwischen habe ich 18 Filme unter „Nachsuchen Luxemburg“ hochgeladen, und freue mich über die sehr positiven und anerkennenden Kommentare von Jägern aber auch von Nachsuchen Kollegen, die ich alle persönlich beantworte.

Diese kommen fast aus der ganzen Welt. Ich müsste die Ausführungen in den Filmen eigentlich mehrsprachig einfügen. Die Bilder sprechen aber meistens für sich.

Dies motiviert mich weiter zu filmen, und wenn mir gutes Filmmaterial gelingt, dies wieder zu bearbeiten und hochzuladen.

 

Auf die Nachsuchen Führer und ihre Hunde: SUCHENHEIL und bleibt gesund.

Jos Wersant

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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